MUMBAI | INDIEN
Kunst ist eine Reise, die sich durch Leidenschaft, Erkundung und tiefe Selbstreflexion entfaltet. Für Avigyan Bhattacharya, einen Künstler, der Fotorealismus mit abstrakten Techniken verbindet, ging es bei dieser Reise immer darum, die Tiefen der menschlichen Psyche und Emotionen zu erforschen. Seine künstlerische Vision, geprägt von einem reichen kulturellen Erbe aus seiner Kindheit im Oman sowie der Unterstützung seiner Familie und Mentoren, spiegelt eine tiefe Faszination für die Widersprüche wider, die das menschliche Dasein definieren. In diesem Interview offenbart Avigyan, wie sein kultureller Hintergrund, seine Kindheitserfahrungen und sein ständiges Verlangen, neue Grenzen zu erkunden, seinen kreativen Prozess beeinflussen und wie er das Wesen von Emotionen durch eine Verschmelzung von Abstraktion und Realismus einfängt.
Könnten Sie uns zurück zu dem Moment führen, als Sie zum ersten Mal das Gefühl hatten, dass die Kunst Ihre Berufung ist? Wie entwickelten sich Ihre ersten Schritte in der Kunstwelt, und wie haben Sie es geschafft, im Laufe der Zeit Emotionen in Ihre Werke zu integrieren?
Ich glaube nicht, dass es einen bestimmten Moment gab, in dem ich wusste, dass ich Kunst in dem Maße verfolgen würde, wie ich es getan habe. Vielmehr war es ein Verständnis dafür, dass ich ein Talent dafür hatte, das mich dazu veranlasste, tiefer zu erforschen, wozu ich fähig war, meine Grenzen zu erkennen und vor allem meine Vorlieben zu entdecken und daran zu arbeiten, mich als Künstler zu verbessern. Ich habe immer menschliche Emotionen, die in Konfliktsituationen oder bei ehrgeizigen Wünschen erlebt werden, als äußerst kraftvoll und faszinierend empfunden. Daher bemühe ich mich, Referenzen und Motive zu finden, die diese Emotionen tragen können, wenn ich ein Werk auf der Leinwand konzipiere.
Sie sind dafür bekannt, abstrakte Techniken erfolgreich mit Fotorealismus zu verbinden. Könnten Sie uns erklären, wie Sie solche Werke angehen? Welche Prozesse und Techniken verwenden Sie, um diese einzigartige Fusion zu erreichen?
Viele meiner Gemälde haben bestimmte Aspekte, die sehr detailliert sind, um das höchstmögliche Niveau des Fotorealismus zu erreichen. Allerdings habe ich festgestellt, dass, wenn ich einen Schritt zurücktrete und das Gemälde als eine Einheit behandle, anstatt es in fotorealistische und abstrakte Abschnitte zu unterteilen, ich viel nahtloser zwischen diesen wechseln kann. Was die Techniken betrifft, so benutze ich nichts Spezifisches, da sie von einem Gemälde zum anderen stark variieren. Es gibt jedoch zwei Konstanten, auf die ich mich immer verlasse. Für die fotorealistischen Abschnitte ist Geduld der größte Verbündete über jede Technik hinaus, und für die abstrakten Abschnitte glaube ich, dass das Verlassen der Komfortzone und das Eingehen bedeutungsvoller Risiken zu den besten Ergebnissen führt.
Als Künstler aus Mumbai sind Sie von einer reichen Kultur und Geschichte umgeben. Wie inspiriert Sie dieses kulturelle Erbe und wie spiegelt es sich in Ihren Werken wider?
Tatsächlich stammt ein Großteil meiner Inspiration aus der arabischen Kultur, da ich den größten Teil meiner Kindheit im Oman verbracht habe. Diese Erfahrung ist so tief in mir verwurzelt, dass sie fast ein Teil meines Wesens ist. Ihr reiches kulturelles Erbe und die schönen Erinnerungen an meine Zeit im Oman haben mein künstlerisches Denken auf eine Weise geprägt, die schwer in Worte zu fassen ist. Ich denke, meine Gemälde sprechen für sich selbst, wenn es um arabische Inspirationen geht. Mein Verständnis dieser Kultur zu vertiefen und ihre Werte zu schätzen, ist etwas, worauf ich mich in Zukunft sehr freue.
Ihre Werke erforschen die menschliche Psyche und die Entropie der Emotionen. Was inspiriert Sie am meisten an diesem Thema und wie gelingt es Ihnen, diese Widersprüche durch Ihre Kombination aus Abstraktion und Realismus darzustellen?
Menschliche Emotionen haben schon immer meine Fantasie beflügelt, und während ich sie besser verstehen gelernt habe, habe ich erkannt, dass selbst die dunkelsten Emotionen positive Aspekte haben und es an uns liegt, diese zu erkennen. Ein Beispiel wäre, dass es keine "Hoffnung" ohne "Verzweiflung" geben kann, und obwohl dies ein extremes Beispiel ist, verdeutlicht es den Punkt. Die unpraktische Natur unserer Emotionen erlaubt diese Art von Widersprüchen, und genau das hat meine Kunstwerke inspiriert und wird sie weiterhin inspirieren.
Ihre Werke wurden in zahlreichen Weltrekorden anerkannt, darunter im Indian Book of Records und den British World Records. Wie beeinflussen diese Auszeichnungen Ihren Ansatz bei künstlerischen Projekten? Wie bewahren Sie Ihre Originalität, während Sie neue Standards setzen?
Ich hatte das große Glück, die verschiedenen Auszeichnungen zu erhalten, die ich habe. Obwohl sie meine Kunstwerke nicht direkt beeinflussen, dienen sie als externe Inspirationsquellen, die im Wesentlichen meine Beharrlichkeit stärken, mich weiterhin zu meistern. Mit jedem neuen Kunstwerk neige ich dazu, Motive oder Referenzen auszuwählen, bei denen ich mir unsicher bin, solche mit bestimmten Elementen, die ich herausfinden muss, um das Bild in meinem Kopf auf der Leinwand zum Leben zu erwecken. Ich tue dies, weil es äußerst aufregend ist, und das Gefühl der Euphorie, die Hindernisse beim Schaffen des Kunstwerks zu überwinden, ist unvergleichlich. Ich glaube, dieser Prozess ermöglicht es mir auch, ständig meine Grenzen zu testen und meine Originalität zu bewahren.
Die Unterstützung Ihrer Familie und Mentoren war auf Ihrer künstlerischen Reise von großer Bedeutung. Wie haben sie Sie inspiriert, Ihren einzigartigen Stil zu entwickeln, und wie haben sie Ihnen geholfen, Herausforderungen zu meistern?
Es wäre eine grobe Untertreibung zu sagen, dass meine Eltern mich mein ganzes Leben lang unterstützt haben, einschließlich meiner künstlerischen Karriere. Ich bin fest davon überzeugt, dass der einzige Grund, warum ich so weit gekommen bin, ihnen zu verdanken ist. Sie haben die vielschichtigen Rollen liebevoller Eltern und strenger Kritiker mit solcher Perfektion gespielt, dass ihre Anwesenheit in meinem Leben an sich eine Inspiration ist, weiterzumachen und mein Handwerk zu meistern. Ich glaube auch, dass grundlegende Techniken für einen Künstler von größter Bedeutung sind, und jeder meiner Mentoren hat mir geholfen, dieses Fundament aufzubauen. Ich vergleiche das gerne mit einem geschickten Schmied, der eine makellose Klinge temperiert und schärft.
Sie haben an internationalen Ausstellungen teilgenommen, darunter World Art Dubai, bei der eines Ihrer Werke verkauft wurde. Wie wählen Sie Themen für Ihre Werke aus, wenn Sie wissen, dass sie bei solch prestigeträchtigen Veranstaltungen ausgestellt werden? Wie beeinflussen diese Erfahrungen Ihre zukünftige Arbeit?
Ich arbeite normalerweise innerhalb von zwei breiten Themen: eines, das stark von der arabischen Kultur inspiriert ist, und das andere, das tief in das Verständnis der subtilen Nuancen menschlicher Emotionen eintaucht. Ich glaube, es ist wichtig, sich selbst treu zu bleiben und entsprechend Kunstwerke zu schaffen, anstatt zu versuchen, sich gewaltsam in ein vorgegebenes Thema oder einen Stil zu zwängen, was wahrscheinlich zu kreativen Hemmungen und einem unterdurchschnittlichen Stück führen würde. Für mich wäre das inakzeptabel. Die Ausstellungen selbst sind eine Realitätsprüfung, da sie mir ermöglichen, einfach durch Beobachtung erfahrener Künstler und ihrer makellosen Kreationen meine nächsten Schritte zu verstehen und zu planen. Die Inspiration von diesen Orten ist wie die süßeste Melodie, und wir müssen nur aufmerksam zuhören und sie in ihrer ganzen Pracht aufnehmen.
Avigyan Bhattacharya ist ein Künstler, der es versteht, durch seine Arbeit die tiefen und komplexen Emotionen, die wir alle erleben, zu vermitteln. Seine Kunst ist eine Form der Meditation über die menschliche Natur, mit besonderem Fokus auf die Widersprüche und Komplexitäten, die unser tägliches Leben prägen. In diesem Interview gibt Avigyan Einblick in seinen kreativen Prozess und die Inspirationen, die ihn antreiben, und zeigt, dass Kunst weit mehr ist als Ästhetik – sie ist ein Mittel zur Ausdrucksweise, Erkundung und zum Verständnis der Welt um uns herum. Wir freuen uns darauf zu sehen, wie sich sein einzigartiger künstlerischer Stil weiterentwickelt und die Kunstszene weltweit beeinflusst.
Fotos: Avigyan Bhattacharya